„Expedition Steinrötel“

  • Von: 03.06.2024
  • Bis: 10.06.2024
  • Preis: 1.990,00 € p.P. im Doppelzimmer (ohne Flug)
  • Einzelzimmerzuschlag: 190,00 €

Diese Reise führt in ein für Naturfotografen weitgehend unbekanntes Gebiet auf der Landkarte Europas.

 

Tag 1

Angekommen in der kantonalen Haupt(klein)stadt Livno bleiben wir 3 Nächte im gleichen Hotel, um die Karstfelder des Cetina Einzugsgebietes zu erkunden. Mit dem zentral gelegenen Livanjsko polje (410 km2) und einer Anzahl anderer Poljen, wie Duvanjsko (125 km2), Šui?ko (2,7 km2), Kupreško (81,8 km2), Glamo?ko (62,4 km2) und Dugo polje (19,1 km2), gehören alle genannten Karstfelder zum Einzugsgebiet der Cetina und werden in die Adria entwässert. Die terrassenartig angeordneten Karstfelder werden in der kalten Jahreszeit von periodisch gefüllten Karstseen bedeckt und sind untereinander durch unterirdische Wasserläufe verbunden. Wir genießen aber die Frühlings- bis Frühsommerzeit, die eher einem Blumenmeer gleicht. Ein Abend-Vortrag führt uns in die Natur und der Kultur der Karstpoljen, insbesondere des Livanjsko polje.

Tag 2/3

„Livanjsko polje“ – das weltweit größte Karstfeld
Zu den Besonderheiten des Livanjsko Polje zählen die weitgehend unberührten Auwälder (21 km2), Hutweiden (92 km2) und die größten Feuchtwiesenkomplexe der Dinariden (111 km2). Trocken- und Feuchtwiesen nehmen mit Hutweiden sogar eine Gesamtfläche von 243 km2 ein. Livanjsko polje bietet auch da größten Torfgebiet (76 km2) des Balkans.

Schwarzstirnwürger und Wiedehopf (beide bis 50 Brutpaare) siedeln vor allem in den Kontaktzonen der Feucht- und Trockenwiesen und sind deshalb meistens in einem Gürtel zwischen den tiefer und höher gelegenen Gebieten – rund um das Polje – zu finden, dort wo auch die meisten Dörfer liegen. Bevorzugt nisten beide Arten in Obstbäumen, Hecken oder in Einzelbäumen. Auf Livanjsko polje brüten auch 25 Paare Wiesenweihen und es rufen bis zu 300 Wachtelkönige, die hier auch während des Tages ausgiebig zu hören sind! Weitere Brutvögel sind Kiebitz (sind vor allem Wiesenbrüter) und Rotschenkel. Kappen– und Goldammer kommen dort beide nebeneinander vor.

Im Norden des fast 70 km langen Polje liegen die meisten Sümpfe die durch Einheimische immer mit “ždral”, also mit Kranich bezeichnet werden. Rohrdommel behauptet sich hier mit ein paar Rufern und hie und da erblickt man jagende Rohrweihen. Auch Sperbergrasmucke, Neuntöter und Schlangenadler sind im Kranichsumpf zu Hause. Auch die Zwergohreule ist zu erwarten.

Im Süden des Livanjsko Poljes (das inzwischen auch als Ramsargebiet gemeldet ist) lassen sich einzelne Seidenreiher, Silberreiher und andere Wasservögel beobachten. Buško blato, einst ein natürlicher periodischer Karstsee der jetzt gestaut ist, bietet an der Karstquelle Vrilo oder unter der alten Brücke in Prisoje im seichten Wasser gut zu beobachtende Karstfische. Weidende Haustiere wie Schafe und Kühe halten für sie die Laichplätze offen. Auch viele Vögel nutzen die Gunst der Beweidung, um sich in den Karstpoljen zu behaupten (z.B. die vielen Aschkopf-Schafstelzen).

Wir besuchen auch das kleine Sumpfgebiet Jagma südlich von Livno um die Rohrammer zu finden, möglicherweise die Übergangsform zur dickschnabeligen Unterart reiseri, von welcher bis heute keine Fotobelege bestehen! Auch der endemische Adria-Fahlsegler Apus pallidus illyricus, der die Poljen unlängst besiedelt hat, ist eine kaum erforschter Vogelart von der nur wenige Fotos bestehen.

Beweideter Eschenwald und Karstquellen
Es wird eine Lehrstunde der “grazing ecology und forest history” sein: inzwischen sind es 200 Jahr her, dass wir in Mitteleuropa den Nutztieren den Wald entzogen haben. Nicht dicht und dunkel, sondern offen und hell, mit blumenreichen Weiden, präsentiert sich der Jaseni Wald auf Livanjsko polje. Die Beweidung macht es im Schutz der Dornensträucher möglich, dass die Keimlinge der Eichen oder Eschen zum Baum heranwachsen können. Würger, Wiedehopf, Grasmücken und Wespenbussard sind hier Brutvögel. Am späten Nachmittag besuchen wir das Schwemmland Lipa oder den Buško blato, wo wir auf neue, verspätete Durchzügler oder brütende Wasservögel hoffen. Oder wir entscheiden, dass wir die imposante Livno-Karstwand mit Wasserquellen, Wasseramsel, Felsenschwalbe oder Zippammer erkunden.

Glamo?ko polje – Perle der Karstfelder
Vielleicht sehen wir im feuchten Teil des Poljes balzende Bekassinen! Hier ist eines der südlichsten Brutgebiete der Art in Europa. Der obere Teil des Poljes ist eher trocken: ein geheimer Wunsch der Reise ist es, einen Adlerbussard in einem der Karstfelder zu erblicken. Die blütenreichen Feuchtwiesen des Glamo?ko polje sind ein besonderes Kleinod der Karstlandschaft.

Am Abend des 3. Tages fahren wir ins Gebirge. Für 4 Nächte Quartier in einem Berggasthof.

Tag 4 - 7

Steinrötelfotografie, Gute Chancen für Zippammer, Steinschmätzer, Sperbergrasmücke, Neuntöter, Wachtelkönig, Braunkehlchen, Steinadler, Steinhuhn und Schlangenadler.

Der Star dieser drei Tage sollte der Steinrötel sein, der in einer beachtlichen Dichte vorkommt. Dort werden an geeigneten Stellen getarnte Verstecke errichtet, aus denen sehr gute Fotochancen bestehen. Bergwiesen mit Orchideen und reiche Insekten- und Reptilienwelt! Auch suchen wir nach dem Brachpieper.

Tag 8

Rückfahrt zu den Flughäfen oder nach Hause.
Auf Grund der kleinen Gruppe kann auf Gruppenwünsche, aktuelle Vogelbeobachtungen und Wetterbedingungen, kurzfristig reagiert werden. Individuelle Verlängerungen der Reise können gerne organisiert werden!

Der Begriff „Expedition“ ist zutreffend. Das besuchte Gebiet ist abgelegen, das Wetter im Frühsommer neigt zu Gewittern oder zu Bora-Winden, der Lebendraum ist hochalpin und die zu fotografierenden Vögel sind zwar lokal häufig, aber oft schwierig zu fotografieren.

Aus gegebenem Anlass enthält diese Reiseausschreibung keine genauen Orts- und Zeitangaben. Damit soll verhindert werden, dass im Gefolge unserer Kleingruppe, „schmarotzende“ Fotografen das Arbeitsgebiet überbelasten, die Vögel beunruhigen und unsere Arbeit erschweren. Ernsthafte Interessenten werden gebeten, sich zur Reise anzumelden und erhalten dann die notwendigen Informationen. Wenn sie diese weitergeben, könnte es sein, dass wir auf den Gebirgsstraßen aus Autokolonnen auf die Steinrötel zielen oder sich neben unseren Tarnzelten fremde Fotografenkollegen gemütlich einrichten!

Die Landschaften sind weit und wild, die Besiedlung spärlich und das Artenspektrum hochinteressant. Für die Tage in Livno stand uns eine modernes Stadthotel zur Verfügung, im Gebirge ein alpines Gasthaus mit kleinen Zimmern, – aber mit gutem Essen.

Nach den Kriegswirren sind nun in der von uns bereisten Region Ruhe und Sicherheit eingekehrt und zahlreiche attraktive Vogelarten und Naturmotive warten auf naturfotografische Pionierleistungen, die mithelfen sollen, das Gebiet für naturnahen und nachhaltigen  Tourismus zu erschließen. Dieser soll auch unser Geld in die ländlichen Regionen bringen! Allerdings liegen noch Minen in der Landschaft. Nur mit unseren erfahrenen und ortskundigen Führern ist es gefahrlos möglich, dort zu reisen!

Berge und weite ebene Flächen, Karstpoljen genannt, mit ihren Wiesen und Weiden, prägen im Hinterland der Adria-Ostküste das Landschaftsbild. Wie Oasen in der Wüste sind die 140 Karstpoljen über ein 72.000 km2 großes dinarisches Karstgebiet verteilt, das fast ohne oberirdische Wasserläufe ist. Poljen nehmen eine Fläche von 3.100 km2 ein und sind meistens in der kalten Jahreszeit überschwemmt. Die großen Durchfluss-Poljen des Cetina Einzugsgebietes (4.000 km2), die wir kennen lernen, gelten als weltweit größtes oberirdisches Karstgebiet.

Hier brüten u.a. Wiesenweihe, Braunkehlchen, Rotschenkel, Dohle, Wachtelkönig, Steinhuhn, Ortolan, Schwarzstirnwürger, Rohrdommel, Sumpfhuhn und bis zu 8 Entenarten. Der farbenprächtige Steinrötel kommt stellenweise in großer Dichte vor und wird die Vogelfotografen sicher begeistern.

Die Studienreise ist der Erkundung der Vogelwelt aber auch eine Reihe von Karstphänomenen gewidmet. Der Schwerpunkt liegt auf der Vogelbeobachtung und Ansitzfotografie auf Steinrötel, Zippammer, Sperbergrasmücke etc.: Für 4 Nächte beziehen wir Quartier im Gebirge, direkt im Arbeitsgebiet. Zwei Tarnzelte für je 2 Fotografen und mehrere Tarnplanen sind für Ansitze vorhanden.

Das untenstehende Detail-Programm ist als Rahmen zu verstehen. Wetterbedingt sind Änderungen jederzeit möglich.

Die Anreise ist nicht im Reisepreis inbegriffen und kann entweder per Flug zum Flughafen von Sarajevo (Bosnien) oder der Hafenstadt Split (Kroatien) erfolgen. Natürlich kann man auch mit dem eigenen PKW anreisen und die Reise dann auch noch privat verlängern (vgl. Reiseführer “Adria-Ostküste”). Mit der Bahn bietet sich die Anreise bis Mostar oder Split an. Reiseteilnehmer werden bei ihrer Ankunft abgeholt und ins Hotel in Livno gebracht. Der Transfer vom Flughafen Split dauert ca. 1,5 -2 Std., von Sarajevo ca. 3,5 – 4 Std.. Ein Taxi-Transfer von Split kostet ca. € 125,-, aus Sarajevo ca. € 250,-. Bezahlung bitte vor Ort! Öffentliche Verkehrsmittel sind recht preisgünstig und mit dem Bus kann man Livno sowohl aus Sarajevo, Split oder Zagreb anfahren.

Aus dem süddeutschen-österreichischen Raum ist möglicherweise eine Fahrgemeinschaft organisierbar. Borut und Herbert bitten um frühzeitige Kontaktaufnahne, damit die Anreise vielleicht gemeinsam organisiert werden kann.

 

Reiseanmeldung

Reiseleitung: Borut Stumberger (deutschsprachig) & Dr. Herbert Bödendorfer

Leistungen:

  • 3 Nächte Halbpension (Frühstück und Abendessen) in Hotel in Livno, 4 Nächte im Berggasthof
  • Mittagsverpflegung (Picknick, Lunchpaket oder Mittagessen)
  • Sicheres Trinkwasser
  • Alle Fahrten im Minibus und Eintritte wie im Programm erwähnt
  • Naturkundliche und kulturhistorische Reiseleitung durch Borut Stumberger
  • Tarnzelte und Tarnplanen

Im Reisepreis nicht enthalten:

  • An- und Rückreise.
  • Trinkgelder für örtliche Führer (z.B. Museum) oder Hotelpersonal
  • persönliche Ausgaben
  • alkoholische Getränke

Bitte beachten Sie: Falls Sie den Flug über uns buchen: Der Flug (Economyklasse) unterliegt speziellen Reservierungs- und Ausstellungsbedingungen der Fluggesellschaft mit Sonderstorno von bis 100% ab Buchungsdatum. Die üblichen Reisebedingungen des Veranstalters gelten hier nicht. Bitte schließen Sie deshalb auf alle Fälle eine Reiserücktrittskosten-Versicherung ab.

Info Reiseversicherung:

Preisabweichungen auf Grund internationaler Währungsschwankungen und etwaiger unvorhergesehener Leistungsabweichungen unserer Partner ausdrücklich vorbehalten!

Einreisebedingungen nach Bosnien/Herzegowina:
Hierzu siehe auch die Seiten des Auswärtigen Amtes (www.auswaertiges-amt.de). Bürger der EU, der Schweiz und Liechtenstein benötigen einen gültigen Reisepass Bitte sprechen Sie uns an, wenn Sie aus einem anderen Land kommen.

Impfungen
Für die direkte Einreise aus Deutschland sind keine Pflichtimpfungen erforderlich. Achten Sie darauf, dass sich bei Ihnen und Ihren Kindern die Standardimpfungen gemäß Impfkalender des Robert-Koch-Instituts auf dem aktuellen Stand befinden.

Als Reiseimpfungen werden Impfungen gegen Hepatitis A und Polio, bei Langzeitaufenthalt oder besonderer Exposition auch gegen Hepatitis B und Tollwut sowie ggf. FSME empfohlen.

Beachten Sie die Anwendungshinweise und Hilfen für die Indikationsstellung im Merkblatt Reise-Impfempfehlungen

Allgemeine Bestimmungsliteratur
Svensson, L., K. Mullarney & D. Zetterström (2017): Der Kosmos Vogelführer – Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Kosmos – Naturführer.

Jonsson, L. (2010): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. Kosmos.

Harris, A., L. Tucker & K. Vinicombe (1991): Vogelbestimmung für Fortgeschrittene. Kosmos. [Bzw. die neue englische Ausgabe von 2014: The Helm Guide to Bird Identification – An In-Depth Look at Confusion Species]

Reiseführer
Schneider-Jacoby, M. & B. Stumberger (2011): Adria-Ostküste: Vogel beobachten und Natur erleben in historischen Landschaften am Mittelmeer. Euronatur Service GmbH, Radolfzell. ISBN 978-3-00-033929-5

Trontelj P. (1998): Der Karst: Ober- und Unterirdische Lebensvielfalt. Naturerbe Verlag Jürgen Resch, Überlingen. pp 127. [obwohl nur fürs Slowenien gedacht kann man Inhalt sehr gut ans Bosnisch-Herzegowinische Karst übertragen und bietet eine hervorragende Einführung ins Dinarisches Karst]

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